Beiträge im Standardtarif der privaten Krankenversicherung steigen um ein Viertel
Für viele Versicherte in den PKV-Sozialtarifen wird es ab der zweiten Jahreshälfte deutlich teurer. Wegen der kräftig gestiegenen Kosten und je nach Personengruppe bis zu sechs Jahren Beitragsstabilität wird eine Erhöhung um im Schnitt etwa 100 Euro auf 500 Euro im Standardtarif fällig. Vor diesem Hintergrund fordert der Sozialverband VdK die Einführung der Bürgerversicherung, da die PKV ein Risiko für Altersarmut darstelle.
Für die Standardtarif-Versicherten erhöhen sich mit Wirkung zum 1. Juli 2025 die Beiträge. Dies teilte der Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV-Verband) Mitte Mai mit.
Für die etwa 47.400 Versicherten im Standardtarif ohne Beihilfeanspruch (STN) soll es laut Verband von im Schnitt etwa 400 auf „rund 500 Euro“ im Monat nach oben gehen. Das entspricht einer Steigerung um etwa ein Viertel. Im Vorjahr war es für diese Gruppe um circa ein Elftel teurer geworden (VersicherungsJournal 28.5.2024).
Für die Versicherten im Standardtarif mit Beihilfeanspruch (STB) lasse sich kein durchschnittlicher Monatsbeitrag angeben. Denn durch die unterschiedlichen Beihilfesätze der Versicherer würden sich Versicherungsumfänge wie auch Beiträge „zu stark“ unterscheiden, so der PKV-Verband.
Deutlich gestiegene Kosten
Die aktuelle Erhöhung ist nach Verbandsangaben insbesondere auf die stark angestiegenen Leistungsausgaben im Jahr 2023 zurückzuführen. Hiervon sei nicht nur die PKV, sondern auch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) betroffen.
Letztere müsse die „erhebliche“ Finanzierungslücke durch eine deutliche Anhebung der Zusatzbeitragssätze decken (19.5.2025, 6.1.2025) – und erhalte anders als die PKV zusätzlich jedes Jahr auch noch Steuerzuschüsse in Milliardenhöhe. Die Privaten hätten in etwa zwei Dritteln aller „normalen“ PKV-Tarife die Beiträge erhöhen müssen (27.9.2024, 19.11.2024).
PKV-Verband erläutert Hintergründe zur Anpassung
Dass die aktuelle Erhöhung mit einem Viertel besonders stark ausfällt, führt der PKV-Verband rauf Folgendes zurück: „Die letzten Beitragsanpassungen im STN erfolgten für Erwachsene im Jahr 2024, für Kinder und Jugendliche zuletzt 2022.
Im STB wurden die Beiträge für Frauen 2024, für Männer 2021 und für Kinder und Jugendliche zuletzt 2018 angepasst. In den Bereichen, in denen dies die erste Anpassung nach drei bis sechs Jahren Beitragsstabilität ist, haben sich die gestiegenen Leistungsausgaben dementsprechend länger ‚aufgestaut‘“.
Der Verband weist zur Einordnung ferner darauf hin, dass die meisten Versicherten im Standardtarif auch nach der Beitragsanpassung deutlich weniger zahlten als etwa ein Durchschnittsverdiener in der GKV. Dieser habe 2025 736 Euro aufzubringen.
Beitragserhöhung auch im Basistarif
Wie der PKV-Verband weiter mitteilte, bedarf es zum 1. Juli aus den oben angeführten Gründen auch einer Beitragserhöhung im Basistarif. Die Anpassung erfolge in vergleichbarer Größenordnung wie im Standardtarif, könne aber auch etwas moderater ausfallen.
Auch wenn alle etwa 35.000 Basistarif-Versicherten von der Erhöhung betroffen seien, so wirke sich dies nur bei rund jedem Fünften auch tatsächlich auf den Zahlbeitrag aus.
Bei den übrigen circa 80 Prozent „wird der Beitrag bereits auf den Höchstbeitrag im Basistarif gekappt oder wegen Hilfebedürftigkeit im Sinne des Sozialrechts auf den halben Höchstbeitrag reduziert (2025: 471,32 Euro)“, wird zum Hintergrund erläutert.
Zur Einordnung: Zum Jahresende 2024 waren nach vorläufigen Branchenzahlen etwa 8,742 Millionen Menschen krankenvollversichert. Verbandsangaben zufolge waren Ende 2024 etwa 53.900 Personen im Standardtarif und knapp 35.000 Menschen im Basistarif versichert. Die in den beiden Sozialtarifen versicherten Personen machen also etwa ein Prozent der Vollversicherten aus.
VdK mit Frontalangriff auf die PKV
Die oben angeführten Beitragserhöhungen im Standard- und Basistarif haben den Sozialverband VdK Deutschland e.V. auf den Plan gerufen. In einer Pressemitteilung vom Donnerstag führt VdK-Präsidentin Verena Bentele an, dass die Erhöhung ein Schock für viele Menschen sei.
„Eine Erhöhung um 25 Prozent ist nicht nur eine enorme finanzielle Belastung, sondern sie zeigt auch, wie wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse der Versicherten genommen wird. Denn der Standardtarif soll die PKV-Versicherten eigentlich vor finanzieller Überforderung schützen“, lässt sich Bentele in der Verbandsmitteilung zitieren.
Sie folgert daraus: „Für den VdK steht spätestens jetzt fest: Die PKV stellt ein Risiko für Altersarmut dar. Vielen PKV-Versicherten ist nicht bewusst, dass sie die in jungen Jahren eingesparten Beiträge konsequent zurücklegen müssten – oder sie hatten im Laufe ihres Lebens schlicht nicht die Möglichkeit dazu. Im Alter kommt dann der Beitragsschock.“
„Höchste Zeit für Bürgerversicherung“, meint Bentele in der Mitteilung. Entsprechende Forderungen waren in den Wahlprogrammen einiger Parteien zu lesen (11.2.2025). In den Koalitionsvertrag fanden Pläne in diese Richtung keinen Einzug (9.4.2025).
Quelle : Versicherungsjournal 23.05.2025

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